Wie wählen Lesben und Schwule bei der Bundestagswahl?

Die Grünen haben bei den Befragten die Nase vorne

Wahlzettel Deutschland
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Wie wählen sexuelle Minderheiten bei der Bundestagswahl am 24. September? Eine kleine Antwort darauf gibt die größte Wahlstudie für diese Zielgruppe, die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Durchgeführt wurde sie von der Justus-Liebig-Universität in Gießen und der Universität Wien, unterstützt vom deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD).

Demnach würden 29 Prozent der Befragten die Grünen wählen, 23 Prozent die Linke. Die SPD liegt mit 21 Prozent der Stimmen auf Platz drei, vor der FDP mit 9,5 Prozent. CDU und CSU erreichen unter den Befragten nur sieben Prozent, die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ (AfD) würde mit 2,7 Prozent den Einzug in den Bundestag verpassen. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass dieses Ergebnis nur eine Momentaufnahme ist.

Dieses Ergebnis weicht enorm von jenem ab, das die Dating-Plattform PlanetRomeo letzte Woche präsentiert hat. Sie hat rund 38.000 ihrer User nach ihren persönlichen Wahlpräferenzen gefragt. Hier waren CDU/CSU mit 22 Prozent die beliebteste Partei, die AfD bekam mit 12 Prozent fast vier Mal so viel Zustimmung wie bei der nun veröffentlichten Wahlstudie.

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Das kann mehrere Gründe haben: Einerseits die Auswahl der Zielgruppen für die Umfragen, andererseits wählen schwule Männer – und diese nutzen PlanetRomeo – anders als lesbische Frauen. So sind FDP und AfD bei Schwulen beliebter als bei Lesben. Das wird besonders bei der AfD deutlich, die 3,4 Prozent der von den Universitäten befragten Schwulen, aber nur 1,2 Prozent der Lesben wählen würden. Dafür sind bei Lesben die Grünen überdurchschnittlich beliebt.

Und auch sonst gibt es teils bedeutende Unterschiede zwischen einzelnen Gruppen. So würden sexuelle Minderheiten in Ostdeutschland mehrheitlich die Linkspartei wählen, während im Westen und in Berlin die Grünen vorne liegen. Ausnahmen sind nur Bremen, wo ebenfalls die Linke führt, und der Stadtstaat Bremen, wo die SPD vorne liegt.

Henny Engels, Sprecherin des LSVD, zeigte sich über das schwache Abschneiden der Rechtspopulisten erleichtert: „Die Ergebnisse der ersten LGBTIQ-Wahlstudie zeigen deutlich: Lesben, Schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen lassen sich von einer lesbischen Spitzenkandidatin nicht täuschen.“ Der LSVD hatte in seinen Wahlprüfsteinen bereits ausdrücklich vor der AfD gewarnt.

An der der Online-Befragung haben sich mehr als 7.000 Personen beteiligt. Für das Ergebnis wurden die Daten von 5.300 wahlberechtigten LGBTI ausgewertet.